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Der Schattenspringer und das Monster

Erzählung mit farbigen Illustrationen von Lukas Bydlinski

Für Kinder ab 8 Jahren

Georg Bydlinskis "Klassiker" aus dem Jahr 1993 ist in dieser Neuausgabe endlich wieder lieferbar – mit neuen Illustrationen seines Sohnes Lukas, der die Geschichte seit seiner Kindheit bestens kennt!

Andere Ausgaben

»Der Schattenspringer und das Monster« wurde ins Dänische und ins kanadische Englisch übersetzt.

Auszeichnungen

Für das Manuskript des Buches erhielt Georg Bydlinski den Förderungspreis für Kinder- und Jugendliteratur des Landes Steiermark; die 1993 im Verlag Jugend & Volk erschienene Hardcover-Erstausgabe wurde im selben Jahr mit dem Kinderbuchpreis der Stadt Wien ausgezeichnet.
"Auch darin liegt Georg Bydlinskis besondere Kunst: Problembewusstsein zu vermitteln, ohne mit dem berühmt-berüchtigten Zeigefinger zu winken, eine Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig lustig zu lesen und zum Nachdenken ist", sagte Karin Sollat in ihrer Laudatio.

Rezensionen

»1001 Buch«

David ist wie ein Känguru: Fast zwanghaft muss er über jeden Schatten hüpfen, den er sieht. Als ihm eines Tages eine ganze Drehung in der Luft gelingt, sitzt plötzlich ein Monster neben ihm und bietet ihm seine Dienste an. David erkennt, dass er das Monster herbeizaubern und auch wieder wegzaubern kann. Das Monster hilft David und seinen Freunden nun in schwierigen Situationen: bei Angst vor Hunden, gegen kinderfeindliche Erwachsene, bei Ausländerfeindlichkeit oder gegen die Zerstörung der Natur. Als David das Monster zum 12. Mal herbeigezaubert hat, verabschiedet es sich, denn es wird nun einem anderen Kind zur Seite stehen.

Die Ausgangssituation ist Kindern vertraut, denn Hüpfrituale kennt jedes Kind. Auch der Wunsch, seine Ansprüche gegen die Erwachsenenwelt durchzusetzen, ist keinem Kind fremd. Bydlinski setzt sich auf psychologisch einfühlsame Weise für die Kinderwünsche ein, indem er mit Hilfe des Monsters die Ich-Stärke der Kinder unterstützt und ihre Ohnmacht gegen die Erwachsenenwelt aufhebt. Das Monster gehört zu den Schutzfiguren im Kinderbuch, wie etwa auch Pippi Langstrumpf, die sich ebenso für die Rechte der Kinder stark macht. Die Kraft der Phantasie, des Humors und der Kinderliebe dominieren in diesem Buch und machen den Leser mutig und selbstsicher.

Büchereinachrichten

Vielleicht sollten BibliothekarInnen diese empfehlenswerte Geschichte auch an Erwachsene weitergeben: es sollen auch schon Erwachsene über manche Schatten gesprungen sein.

Leseprobe

Nach der Aufgabe ging ich hinaus. Es war schön warm, und ich fühlte mich wohl. Ich hatte ein Buch mit: "Die Dicken von der Burg".
Ich setzte mich auf meine Jacke in den Rasen und las und vergaß alles um mich herum.

Mitten in der spannendsten Stelle hörte ich plötzlich eine Stimme: "Kennst du die Hausordnung nicht?"
Ich blickte auf.
Herr Berger hatte sich vor mir aufgepflanzt und stemmte die Hände in die Hüften. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Der Fotoapparat hing vor seinem Bauch.
"Ich les ja nur", sagte ich.
"Es ist verboten, den Rasen zu betreten", sagte Herr Berger.
"Ich stör ja niemanden", versuchte ich es noch einmal.
"Wenn sich jeder in die Wiese setzen würde", sagte Herr Berger, "was glaubst du, wie die aussehen würde!"
"Aber es sitzt eh nicht jeder da", sagte ich. "Nur ich."
"Sei nicht frech!", schimpfte Herr Berger. "Und steh gefälligst auf, wenn ein Erwachsener mit dir spricht!"
Jetzt reicht’s aber, dachte ich und spürte wohlige Wut in mir aufsteigen. Ich blieb sitzen und sagte nur: "Die Grünanlage gehört zu unserem Wohnblock, nicht zu Ihrem. Ich kann hier sitzen, sooft und solange ich will. Ich kann auch die Wiese kaputtsitzen, wenn ich es will!"

Das war vielleicht wirklich ein bisschen zu viel. Herr Berger wurde rot im Gesicht. Schweißtropfen traten auf seine Stirn, der Bauch mit der Kamera zitterte.
"Steh sofort auf, wenn ich mit dir spreche", stieß er hervor. "Du Rotzbub!"
Er beugte sich zu mir herunter und wollte mich hochziehen.
Ich rutschte flink zur Seite und sprang auf.
Neben meinem Leseplatz steht ein Vogelhaus in der Wiese, das an einem langen Holzstiel befestigt ist. Jetzt war es natürlich leer, es wurde nur im Winter mit Körnern gefüllt. Der Holzstiel und das Vogelhäuschen warfen einen Schatten ins Gras.
Herr Berger wunderte sich, dass ich nicht vor ihm davonlief, sondern in die Höhe sprang, mich einmal um mich selber drehte und auf der anderen Seite des Schattens wieder aufkam.
Dort blieb ich stehen und lächelte.

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