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Die Sprache bewohnen
Gedichte
Rezensionen
Literaturzeitschrift »Podium«
Der junge Lyriker Georg Bydlinski, der bisher hauptsächlich durch Erstveröffentlichungen in Literaturzeitschriften auffiel, legt nun seinen ersten Gedichtband vor – und man ist ehrlich überrascht, wie sicher er "das alte Haus der Sprache" bewohnt, um mit Karl Kraus auf den Titel des Bandes Bezug zu nehmen. Bydlinski versteht es, sich durchaus modern in diesem Haus einzurichten – ohne auf modische Effekte Wert zu legen. In diesem Gedichtband spricht sich ein geborener Lyriker aus, dessen Schöpfungen sich durch eine Unmittelbarkeit der Anschauung auszeichnen, wie man sie in der heutigen Lyrik nicht allzu häufig antrifft. Man spürt es in jeder Zeile, dass Bydlinski zu den heute schon recht seltenen Begabungen gehört, die das Staunen noch nicht verlernt haben.
»Die Furche«, Wien
Den Gedichten von Georg Bydlinski merkt man sofort an, dass die Mitmenschlichkeit und das Ringen um gelungene Lebensformen zu den Grundvoraussetzungen auch seiner künstlerischen Bemühungen zählen. Unserer partnerschaftlichen Gebundenheit bewusst, hat er die Absicht: "Die Sprache zu bewohnen wie ein Haus / auf dem Bauland / der Stille." Wie sich dann in diesem Buch herausstellt, ist er am glücklichsten, wenn er in diesem Silbenhaus nicht allein lebt, sondern das Du an seiner Seite hat: "Ich bin wach geworden / Du schläfst / Eingebettet bist du / – ein leiser Fluss – / in die Landschaft des Schlafs / Ich sehe dich an / Es wird Tag."
Leseprobe
Ohne Hast
Ich gehe langsam
ganz
langsam
Finger Fersen Zehen
mein ganzer Körper
horcht
Ich greife den Tag
nichts
entgeht mir
Ich gehe so langsam
dass mich rechts ein Baum
links das Gras
überholt