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Schattenschaukel
Gedichte
Zu Georg Bydlinskis 50. Geburtstag im Mai 2006 hat die Edition Atelier diesen neuen Lyrikband des Autors vorgelegt.
Die Gedichte sind in den Jahren 2002 bis 2005 entstanden und in drei Kapitel gegliedert: »Im Sprechgewitter«, »Blickfelder« und »Schattenschaukel«. Als »Coda« steht der Liedtext »Haus aus Worten«, ein Text, der thematisch einen großen Bogen zum ersten Lyrikband Bydlinskis, Die Sprache bewohnen aus dem Jahr 1981, schlägt.
»Im Sprechgewitter« – das ist eine Kurzformel zur Beschreibung der Situation, der sich Literatur heute stellen muss. In einer Welt der Dauerberieselung durch griffige Leerformeln muss gerade die Lyrik ein Gegenpol bleiben. Das erste Kapitel geht in einigen Texten auf die von Wörtern überschwemmte Welt, in der wir leben, ein, bietet aber auch Gegenbilder, etwa aus dem Bereich der Natur.
Das zweite Kapitel, »Blickfelder«, stellt die Selbsterfahrung in den verschiedenen Lebenskontexten in den Mittelpunkt.
Der dritte, titelgebende Abschnitt umreißt – in bildhaft gestalteter Sprache – Grunderfahrungen, die über die individuelle Situation hinausweisen.
Rezensionen
Literatur und Kritik
Der 1956 geborene Georg Bydlinski zählt seit Jahrzehnten zu den Fixsternen auf dem Firmament der österreichischen Kinderliteratur. Er hat aber immer auch Prosa und vor allem Lyrik für Erwachsene publiziert. Zu seinem 50. Geburtstag erschien nunmehr eine neue Gedichtsammlung: Schattenschaukel. Und so lautet auch der letzte der drei Teile, in die Bydlinski den Band gegliedert hat und dem die Abschnitte "Blickfelder" und "Im Sprechgewitter" vorausgehen (letzteres zieht in manchem Gedicht als Signalwort auf).
Das Schreiben und die Existenz des Schreibenden bilden einen thematischen Faden, der sich durch viele Gedichte zieht. So führt auch ein Gang im Winter bei schneidender Kälte – zumindest im Kopf des Gehenden – zu den treffenden Zeilen: "was der Rhythmus // deiner Schritte bedeutet: / Buchstabiere dich selbst".
Insgesamt sind Bydlinskis neue Gedichte vom Versuch der Konzentration auf das Wesentliche bestimmt, was ihm formal wie inhaltlich über die Reduktion der eingesetzten Mittel überzeugend gelingt.
Literarisches Österreich
Beim Umgang mit der Sprache bleiben hier die Elemente ganz und werden nicht verbogen, verdreht, zerbrochen und dann neu zusammengefügt, wie es so oft geschieht. Poetisch-lyrische Verdichtung und literarischer Anspruch sind auch mit klaren Worten möglich. Es sind die kleinen Wahrnehmungen, die zum Staunen führen. Mit offenem Blick sich der Weite ergeben und mit mikroskopischer Sicht im Kleinen die Dynamik der Welt erkennen.
Leseprobe
Kleine Poetik
Einen Keil treiben
in die Wörterwand
einen Keil
aus Worten
der ein Sichtloch
freilegt
und die Sehnsucht
nach Weite